Maeander

2021, Zeichnung, Kohle auf Büttenpapier, 48,5 cm x 65 cm, 60 Blätter, Gesamtgrösse 7,3 m x 2,6 m

Maeander ist eine weiterführende Arbeit aus dem Werkzyklus Steine umkreisen, bei dem ich Steine auf kleinformatigem Zeichnungspapier auf unterschiedlichste Arten umkreist habe. In einem weiter gefassten Sinne umkreise ich auch in Maeander den Stein, denn dem Werk liegt die Idee zugrunde, Sedimentationsschichten frei zu legen und die darin enthaltenen Bewegungsmuster von Strukturen, Formen und Konglomeraten von Gesteinen sichtbar zu machen. Das Bild ist aus meiner Vorstellungskraft, Imagination und Erinnerungen an frühere Höhlenbesuche entstanden. In einem ständigen Suchen von möglichen Bewegungen, Strukturen und Kräften, die in Gesteinen herrschen könnten, ist jeder Bogen individuell und gleichzeitig im Kontext der Gesamtkomposition entwickelt worden. Obwohl die Komposition aus einzelnen Blättern aufgebaut ist und jedes einzelne Blatt für sich alleine als Werk bestehen kann, geht es um die Gesamtheit der Komposition, die in sich ein Ganzes formt, aber wiederum nur Fragment eines grösseren Ganzen ist und seinen angestammten Bildraum über seine Grenzen hinaus sprengt.

Der sequenzielle, fragmentierte Aufbau unterstützt die Dynamik im Werk. Zwischen den Blatträndern gibt es Brüche, Verschiebungen und Ungenauigkeiten in den Bewegungsstrukturen, die das Auge herausfordern und zu neuen Bewegungsmustern führen. Durch die Spalten zwischen den Blättern leuchtet die Wand weiss hervor, wodurch ein besonderes optisches Phänomen entsteht, in dem sich der Bildraum vor und zurück zu wölben beginnt. Wie bei einem fliessenden Gewässer entsteht der Eindruck von einer schwimmenden, fliessenden, sich dahin schlängelnden, ornamentartigen Bewegung. Der zweidimensionale Bildraum wird zu einem dreidimensionalen Erlebnisraum, dessen Präsenz in seiner Monumentalität die Betrachtenden in seinen Bann zieht. Als Betrachtende ist man eingeladen, das Werk abzuschreiten, aus der Nähe die detailreiche, nuancierte, mehrschichtige Zeichnung zu entdecken oder einen Gesamteindruck aus der Distanz zu gewinnen.

Die Interpretation des Werkes ist offen angelegt und jedem Betrachtenden individuell überlassen. Dennoch ist der Bezug zum Stein wichtig und wird mit dem Titel erbracht. Maeander bezeichnet Fluss- oder Bachschlingen, die einen gewundenen Verlauf wie der Grosse Mäander in der westanatolische Region aufweisen. Solche Fliessgewässer, weisen ein geringes Gefälle auf, führen feinkörniges Material mit sich und verlanden mit der Zeit. Damit schliesst sich der Kreis zur ursprünglichen Idee wieder, Sedimentationsschichten, d.h. Ablagerungsschichten in ihren Bewegungsstrukturen freizulegen. 


Maeander

2021, drawing, charcoal on handmade paper, 48.5 cm x 65 cm, 60 sheets, total size 7.3 m x 2.6 m

Maeander is a continuation of the work cycle Encircling Stones, in which I have encircled stones in various ways on small-format drawing paper. In a broader sense, I also circle the stone in Maeander, because the work is based on the idea of exposing sedimentary layers and making visible the movement patterns of structures, forms and conglomerates of rocks contained therein. The work emerged from my imagination, fantasy and memories of previous cave visits. In a constant search of possible movements, structures and forces that might prevail in rocks, each sheet has been developed individually and at the same time in the context of the overall composition. Although the composition is made up of individual sheets and each sheet can stand on its own as a work, it is the totality of the composition that is at stake, forming a whole in itself, but in turn only a fragment of a larger whole, pushing its ancestral pictorial space beyond its boundaries.

The sequential, fragmented structure supports the dynamic in the work. Between the edges of the sheets there are breaks, shifts and imprecisions in the movement structures that challenge the eye and lead to new patterns of movement. Through the gaps between the leaves, the wall shines out white, creating a special optical phenomenon in which the pictorial space begins to curve back and forth. Like a flowing body of water, the impression of a floating, flowing, meandering, ornament-like movement is created. The two-dimensional pictorial space becomes a three-dimensional space of experience whose presence in its monumentality casts a spell over the viewer. As a viewer, one is invited to walk along the work, to discover the detailed, nuanced, multi-layered drawing from close up or to gain an overall impression from a distance.

The interpretation of the work is open and left to each viewer individually. Nevertheless, the reference to the stone is important and is provided by the title. Maeander refers to river or stream meanders that have a winding course like the Great Meander in the West Anatolian region. Such watercourses have a low gradient, carry fine-grained material and silt up over time. This closes the circle to the original idea of exposing sedimentary layers, i.e. sedimentary layers in their movement structures. 



Stella Pfeiffer MAEANDER, Kohle auf Büttenpapier, 7,2 m x 2,6 m, 2021 und BLACK CIRCLE NO 1, 2021, Tusche auf Chinapapier, Durchmesser Circle ca. 3 m; Studiosituation; Foto:Cécile Jund; ©Stella Pfeiffer

 

Stella Pfeiffer MAEANDER, Kohle auf Büttenpapier, 7,2 m x 2,6 m, 2021; Foto:Cécile Jund; ©Stella Pfeiffer

 

Stella Pfeiffer MAEANDER, Ausschnitt, Kohle auf Büttenpapier, 7,2 m x 2,6 m, 2021; Foto:Cécile Jund; ©Stella Pfeiffer

 

Stella Pfeiffer MAEANDER, Ausschnitt, Kohle auf Büttenpapier, 7,2 m x 2,6 m, 2021; Foto:Cécile Jund; ©Stella Pfeiffer

 

Stella Pfeiffer MAEANDER, Nahaufnahme einer Zeichnung, Kohle auf Büttenpapier, 7,2 m x 2,6 m, 2021; Foto:Stella Pfeiffer; ©Stella Pfeiffer

 

Stella Pfeiffer MAEANDER, Nahaufnahme von einer Zeichnung, Kohle auf Büttenpapier, 7,2 m x 2,6 m, 2021; Foto: Stella Pfeiffer; ©Stella Pfeiffer

  

Stella Pfeiffer MAEANDER, Details, Kohle auf Büttenpapier, 7,2 m x 2,6 m, 2021; Foto:Cécile Jund; ©Stella Pfeiffer